Die Gebäudehülle ist entscheidend für den Energiebedarf eines Hauses. Verglasungen stellen dabei eine besondere Herausforderung dar, da sie einerseits möglichst viel Tageslicht einlassen sollen, andererseits aber Wärmeverluste vermeiden müssen. Verbundsicherheitsglas (VSG) wird traditionell als Sicherheitsglas eingesetzt, lässt sich jedoch auch in moderne Wärmedämmsysteme integrieren. Damit wird es für Neubauten nach Effizienzhaus-Standard ebenso relevant wie für energetische Sanierungen im Bestand.
Die Verbindung aus Sicherheitsglas und Wärmeschutz erfüllt mehrere Anforderungen zugleich: Sie verbessert den Einbruchschutz, schützt vor Verletzungen, reduziert Heizenergieverluste und ermöglicht helle, lichtdurchflutete Räume. Gleichzeitig müssen Planer und Bauherren die Wechselwirkungen zwischen den Funktionen berücksichtigen.
Aufbau von VSG und Integration in Mehrscheiben-Isolierverglasungen
VSG besteht aus mindestens zwei Float- oder Sicherheitsglasscheiben, die durch eine zähe, reißfeste Folie verbunden sind. Bei Glasbruch bleiben die Fragmente an der Folie haften, was eine hohe Resttragfähigkeit und Splitterbindung gewährleistet. Um Wärmeverluste zu minimieren, wird VSG heute häufig als Teil von Mehrscheiben-Isolierglas (MSG) eingesetzt.
Typischer Aufbau bei Dreifachverglasung:
- Innere Scheibe: Verbundsicherheitsglas für Absturzsicherheit und Einbruchschutz
- Mittlere Scheibe: Funktionsglas, häufig beschichtet für Wärmedämmung oder Sonnenschutz
- Äußere Scheibe: Gehärtetes Glas oder VSG für Witterungsbeständigkeit und zusätzliche Sicherheit
Der Scheibenzwischenraum wird mit Edelgasen wie Argon oder Krypton gefüllt, um den Wärmeverlust weiter zu reduzieren. Mit diesem Aufbau lassen sich U-Werte von bis zu 0,7 W/m²K erreichen, was den Anforderungen von Effizienzhaus-Standards entspricht.
Synergien und mögliche Zielkonflikte
Die Kombination von VSG mit Wärmedämmung schafft zahlreiche Vorteile, birgt jedoch auch technische Herausforderungen.
Positive Wechselwirkungen
- Erhöhte Sicherheit: Die tragende Folie in VSG sorgt für Einbruchhemmung und Absturzschutz, ohne dass zusätzliche Elemente wie Gitter oder Rollgitter notwendig sind.
- Optimierter Wärmeschutz: Durch die Integration in Isolierglasaufbauten bleibt der U-Wert niedrig und unterstützt den Energiestandard von Neubauten.
- Reduzierte Heizkosten: Geringe Transmissionswärmeverluste tragen zu einem niedrigen Energiebedarf bei und senken Betriebskosten langfristig.
Mögliche Konflikte
- Tageslichttransmission: Mehrschichtige Aufbauten mit beschichteten Funktionsgläsern können die Lichtdurchlässigkeit reduzieren. Dies kann den Tageslichteintrag verringern und den Einsatz künstlicher Beleuchtung erhöhen.
- Gewicht und Konstruktion: VSG ist schwerer als Einfachglas. Bei großen Verglasungen müssen Rahmenprofile und Beschläge statisch darauf ausgelegt sein.
- Kosten: Sicherheitsverglasungen mit Dreifach-Isolieraufbau sind teurer als Standardfenster. Die Mehrinvestition kann sich jedoch durch Energieeinsparung und längere Nutzungsdauer amortisieren.
Einfluss auf Energiebedarf und Lüftungskonzepte
Verglasungen bestimmen nicht nur die Transmissionswärmeverluste, sondern auch den solaren Energieeintrag. Hochwertige VSG-Isolierverglasungen ermöglichen große Fensterflächen, ohne den Heizwärmebedarf stark zu erhöhen. Gleichzeitig beeinflussen sie die Gebäudehülle so, dass Lüftungsstrategien angepasst werden müssen.
- Dichte Fensterkonstruktionen: Moderne Verglasungen reduzieren unkontrollierte Luftundichtigkeiten, wodurch ein kontrolliertes Lüftungskonzept wichtig wird.
- Wärmerückgewinnung: In Effizienzhäusern werden oft Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung integriert, um Energieverluste trotz notwendiger Frischluftzufuhr gering zu halten.
- Sommerlicher Wärmeschutz: Sonnenschutzbeschichtungen und selektive Gläser können die Aufheizung reduzieren, ohne die Sicherheitseigenschaften des VSG zu beeinträchtigen.
Normen und gesetzliche Anforderungen
Für die Planung und Ausführung von Verglasungen mit VSG gelten mehrere technische Richtlinien und Normen:
- DIN 18008: Regelt die Verwendung von Glas im Bauwesen, insbesondere bei absturzsichernden und Überkopfverglasungen.
- DIN EN 356: Klassifiziert die Widerstandsfähigkeit von Sicherheitsglas gegen manuelle Angriffe (z. B. bei Einbruchschutz).
- Gebäudeenergiegesetz (GEG): Enthält Vorgaben zu Wärmedämmwerten für Neubauten und Sanierungen.
- DIN EN 1279: Bezieht sich auf die Herstellung von Mehrscheiben-Isolierglas und deren bauphysikalische Eigenschaften.
Die Einhaltung dieser Standards ist nicht nur aus Sicherheitsgründen relevant, sondern auch für Förderprogramme, die oft an den Nachweis bestimmter Effizienzwerte gekoppelt sind.
Tageslichtnutzung trotz hohem Wärmeschutz
Eine der größten planerischen Herausforderungen besteht darin, die Balance zwischen Wärmedämmung und Lichtdurchlässigkeit zu finden. Moderne Lösungen bei VSG Glas können trotz Beschichtungen einen hohen Lichttransmissionsgrad von über 70 % erreichen. Dies ermöglicht helle Wohnräume, reduziert den Einsatz von Kunstlicht und unterstützt das Wohlbefinden.
Bei großen Fensterflächen empfiehlt sich eine ganzheitliche Betrachtung: Neben der Verglasung selbst spielen Orientierung, Verschattungssysteme und Raumtiefe eine entscheidende Rolle, um ein angenehmes Innenraumklima zu schaffen.
Zukunftstrends und Innovationen
Hersteller entwickeln zunehmend intelligente VSG-Lösungen, die mehrere Funktionen in einer Verglasung vereinen. Dazu gehören:
- Schaltbare Sonnenschutzschichten, die je nach Lichteinfall ihre Durchlässigkeit verändern.
- Dünnere und leichtere VSG-Aufbauten mit verbesserten Folienmaterialien, die Gewicht und Materialeinsatz reduzieren.
- Verbesserte Recyclingfähigkeit, um Glas und Folien am Ende der Nutzungsdauer umweltfreundlich zu trennen.
Diese Entwicklungen unterstützen die steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, ohne Kompromisse bei Sicherheit und Design einzugehen.
Perspektiven für energieeffizientes und sicheres Wohnen
Die Integration von VSG in wärmedämmende Mehrscheiben-Isoliergläser zeigt, dass Sicherheit und Energieeffizienz sich nicht ausschließen. Vielmehr ergänzen sich beide Eigenschaften und ermöglichen große, lichtdurchflutete Glasflächen in Gebäuden mit hohem Energiestandard. Mit sorgfältiger Planung lassen sich Wärmeschutz, Sicherheit und Tageslicht optimal kombinieren. Fortschritte bei Beschichtungen, Folientechnologien und Fertigungsprozessen werden diese Entwicklung in Zukunft weiter vorantreiben.





















